Eine gemeinsame Vision entwickeln – das war das Ziel der Tagung „Evaluieren. Entwickeln. Erleben.“ des Vereins Alumni und Freunde der ADG Anfang März auf dem Campus Schloss Montabaur. Es wurde kontrovers diskutiert, Ideen und Impulse für ein neues Konzept gesammelt. Im nächsten Schritt geht es darum, den Wandel des Vereins zu gestalten und ein nachhaltiges Alumni-Netzwerk aufzubauen.
Nährboden für Alumni-Netzwerk geschaffen
Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wie kann der Verein mehr Sichtbarkeit erlangen? Und welche Themen sollen künftig vorangetrieben werden? Diese und viele weitere Fragen hatten sich in den letzten Wochen und Monaten die Verantwortlichen des Vereins Alumni und Freunde der ADG gestellt. Getreu dem genossenschaftlichen Prinzip der Mitbestimmung wurde nun gemeinsam mit Alumni der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) und der ADG Business School, Mitgliedern und Freunden des Vereins an der Zukunft und der Vision des Vereins gearbeitet.
Der zukünftige Fokus des Vereins soll demnach auf diesen vier Säulen liegen:
- Community (attraktive Formate für den Informations-, Erfahrungs- sowie Meinungsaustausch und bestmögliche Vernetzung)
- Collaboration (Fördern der aktiven Zusammenarbeit und Entwicklung von Initiativen für die Herausforderungen der Zukunft)
- Mentoring (persönliche Weiterentwicklung der heutigen und zukünftigen Alumni)
- Reputation (Förderung von heutigen und zukünftigen Alumni durch die Vergabe von Stipendien und Beitrag zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität in der genossenschaftlichen Welt)
„Wir möchten mit dieser Veranstaltung einen Nährboden schaffen für eine institutsübergreifende Kooperation“, so kündigte es Manfred Kuner, Vorstandsvorsitzender von Alumni und Freunde der ADG, zu Anfang an. Und Peter Rausch, Vorstandsmitglied der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. (ADG), ergänzte: „Der Verein soll weit über das Netzwerk hinaus Mehrwerte bieten.“ In der Podiumsdiskussion „Fordern.Fördern.Stipendien“ ging es um eben solche Mehrwerte: Stipendien sollen künftig Teil des Alumni-Konzeptes sein, die zur Attraktivität der gesamten genossenschaftlichen FinanzGruppe beitragen könnten.
In Workshops wurde über Ziele, Leistungen und weitere Mehrwerte diskutiert und nachgedacht. Dabei war spürbar: Der Wunsch, mitzugestalten, den Verein nach vorne zu bringen und ein lebendiges Netzwerk aufzubauen, ist bei vielen da. Es herrschte Aufbruchstimmung. „Machen“, „Bitte jetzt starten, auch mal Fehler riskieren“, „Tempo aufnehmen“ – die Mentimeter-Umfrage unter den Teilnehmenden zeigte klar, dass die Alumni-Gemeinschaft nun mit hohem Tempo ausgebaut werden soll.
Genossenschaften kommunizieren zu leise
Im Transformationsprozess mutig zu sein und aufzufallen – dazu ermutigte Raphael Brinkert, Marketing- und Kommunikationsexperte sowie Wahlkampfmanager von Olaf Scholz (und vier Jahre zuvor von Angela Merkel). „Die Genossenschaften haben vielleicht noch ihre beste Zeit vor sich“, so Deutschlands meist ausgezeichneter Sport-Marketer. „Denn uns geht es nur gut, wenn es allen gut geht.“ Doch Brinkert stellte auch fest: „Genossenschaften kommunizieren sehr leise. Sie verkaufen sich meiner Meinung nach unter Wert.“
An Beispielen der Wahlkampagne für Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte Brinkert eindrucksvoll, wie wirkungsvolles Marketing für „den zweiten Mann auf dem Mond, den niemand kennt“ aussieht. Die Botschaft war klar: kreativ sein in einem Zeitalter, in dem jeder kommuniziert, anecken, Teil der Unterhaltung werden, auf den Punkt kommen. Dinge einfach machen. „Keep it simple and stupid – dann gewinnen wir auch Fans und Mitglieder“, so der Marketingprofi.
Führung braucht Klarheit
Als die stete Suche nach neuen Wegen, vor allem in sich selbst, definierte Generalleutnant a.D. Jürgen Weigt in seinem Vortrag „Führung braucht Klarheit“ sein Verständnis von Führung. „Es kommt darauf an, die in sich entdeckten Möglichkeiten in Lebenserfahrung umzuwandeln, in dem man die unterschiedlichen Muster erfolgreichen Führungshandelns in verschiedenen Lebenssituationen so zu unterscheiden weiß, dass man sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort praktisch einsetzt“, vermittelte Weigt, wie Führung wirksam wird.
Verhaltensbeeinflussung, um andere zu leiten, um neue Richtungen zu bestimmen oder notwendige Veränderungen in Gang zu setzen, finde pausenlos statt. „Es gehört zu den fundamentalen Kategorien menschlichen Zusammenlebens“, so Generalleutnant a.D. Weigt. Wenn es aber darum gehe, den richtigen Kurs zu bestimmen – vor allem in unsicheren Situationen – dann gilt: „Immer erst denken, bevor man handelt. Und zwar möglichst klar und logisch.“ Dann – so Weigt, der in Afghanistan als Kontingentführer und Regionalkommandeur im Einsatz war – könne sich jeder Mensch durch konsequente Nutzung systematischer Denk- und Handlungsabläufe in konkreten Lebenssituationen ein Stück weit die praktische Kunst der Führung selbst aneignen.
Wie das geht?
1. Den Ist-Zustand präzise erfassen
2. Sich über den Soll-Zustand vollständig im Klaren sein (Was will ich genau erreichen? Worauf kommt es mir dabei besonders an? Und was ist meine wesentliche Leistung dabei?)
Wenn die eigene Absicht und die wesentliche Leistung klar sind, müssen diese mit den bestehenden räumlichen und zeitlichen Einschränkungen aller Beteiligten in Einklang gebracht werden. Weigt geht dazu folgendermaßen vor: den vordringlichen Entscheidungsbedarf skizzieren, die unterschiedlichen Möglichkeiten des eigenen Handelns gedanklich formulieren. Sind die Vor- und Nachteile bekannt, gilt es als nächstes, diese zu bewerten. Und dann kommt er zum Ziel, nämlich die Entscheidung für die beste Möglichkeit des eigenen Handelns zu treffen. Doch Generalleutnant a.D. Weigt verwies zu guter Letzt auch darauf: „Selbst bei scheinbar genialen Entschlüssen bleibt der Ausgang einer vorbildlich geplanten Aktion immer offen!“
Resilienz durch gute Beziehungen
„Machen Tischkicker agil und Obstkörbe resilient?“ – Diese Frage stellte Markus Dauber, Senior Advisor bei Simon-Kucher & Partners. „Nein!“ Die Antwort war eindeutig. Der Experte im Bereich „Financial Services“ sieht Resilienz vielmehr in Korrespondenz zu den Beziehungen, die im Unternehmen bestehen, im Miteinander.
„Organisationen und ihre Mitarbeitende stehen alle unter Stress“, so Dauber. „Aber nichts ist besser und gerechter verteilt als Zeit. Zeit hat immer etwas mit Priorisierung zu tun.“ Stress, erklärte der ADG-Dozent, entstehe immer dann, wenn wir permanent bewerten, nicht beim Beschreiben. Sein Tipp: Eine weite Wahrnehmung schaffen, nicht auf das Kleine fokussieren.
Wie wichtig ein positives Mindset ist, um dauerhaft gesund zu bleiben am Arbeitsplatz – darauf ging Dr. Arno Schimpf, Psychologe und Sportwissenschaftler, ein. Der Mentalcoach zahlreicher Olympioniken und Spitzensportler vermittelte, dass jedem Gedanken eine körperliche Reaktion folge. Deswegen sei jeder selbst dafür verantwortlich, eine energetische Balance zu schaffen.
Gleichzeitig verwies er darauf, den Informationsstress abzuschalten, das System auch mal runterzufahren, Energie zu tanken und neben einer gesunden Ernährung Muskeln und Herz zu trainieren, ganz nach dem Motto „Turne bis zur Urne“. „Der Blutdruck geht nicht runter, wenn ich den Nachbar dafür bewundere, dass er zwei Mal die Woche walken geht“, motivierte der Gesundheitsexperte zu mehr Bewegung.
Teilnehmer-Stimmen der Alumni-Tagung
"Mein Wunsch für den Alumni-Verein: Dass aus dem Netzwerk Gleichgesinnter, die die genossenschaftliche Idee teilen, das Wissen und die Fähigkeiten, die bei jedem Einzelnen liegen, nachher der großen Gruppe wieder zugänglich werden – und so die Kraft der gesamten Gruppe nach vorne geht."
Marc Indefrey, Vorstandsmitglied Volksbank Rhein-Lippe eG, Absolvent des GBF und TOP sowie der ADG Business School
Marina Weßler, Absolventin ADG Business School